Bonavista
- Kirsten
- August 14, 2025
- geschichte laufen natur tiere
Puffins in Elliston
Gleich eines der ersten Kunstwerke am Pier in Halifax zeigt Puffins – auf Deutsch: Papageientaucher. Es gibt sie auch überall als Plüschtiere, Sticker und auf allem, was man an Touristen so verkaufen kann. Einer der Puffin-Hotspots ist Elliston. Wir schrauben unsere Erwartungen etwas herunter und fragen erst einmal in der Touristeninformation, ob überhaupt noch Saison ist. Wir folgen der Wegbeschreibung zum Aussichtspunkt, der noch gut besucht ist. Der Blick fällt zunächst auf drei Puffins, die es sich als Fotomotive in der Nähe der Touristen bequem gemacht haben. Dann merkt man, dass die gesamte Insel – die als Fels hoch auf der anderen Seite der Klippe aus dem Meer ragt – von Puffins bevölkert ist. Diese Vögel können tatsächlich fliegen, auch wenn man es ihnen auf den ersten Blick vielleicht nicht zutrauen würde. Sie sind eher fürs Tauchen gebaut. Zum Starten stürzen sie sich oft einfach von der nächstbesten Klippe. Zum Landen auf dem Land stellen sie die Flügel gegen die Flugrichtung, runden einen Moment auf der Stelle und plumpsen die letzten Zentimeter auf die Erde. Elegant ist anders, aber es ist super putzig. Auf dem Rückweg machen wir einen Stopp am Strand und springen ins Meer. Da denken sich die Puffins bestimmt, dass das bei Menschen nicht sehr elegant aussieht.
Giovanni “John” Cabot
Wie kommt ein Ort in Neufundland zu einem Namen wie Bonavista? Im Jahr 1497 unternahm der italienische Seefahrer Giovanni Cabot eine Expedition unter englischer Flagge. Aus Giovanni wurde John – dieser Name hat sich auch auf den meisten Tafeln, Statuen und Denkmälern durchgesetzt. Ziel der Reise war es, die östlichen, westlichen und nördlichen Meere zu erkunden. Gebiete weiter im Süden waren den Spaniern und Portugiesen vorbehalten. Am 24. Juni 1497 entdeckte die Mannschaft Neufundland und war nach den Wikingern die ersten Europäer, die Nordamerika erreichten. Ob die Basken schon früher hier waren, lässt sich nicht belegen. Der Ausdruck „new found land“ wurde als Name Newfoundland bis heute beibehalten. Der 24. Juni ist auch als Johannistag bekannt, der Geburtstag von Johannes dem Täufer. Die Hauptstadt Neufundlands trägt noch heute seinen Namen: St. John’s. Wo genau Cabot allerdings an Land ging, um die englische und venezianische Flagge zu hissen, ist nicht überliefert. Beim Anblick des Festlands soll er „O buon vista“ gerufen haben – daraus wurde dann Bonavista. Cabot ist allerdings einer ähnlichen Fehleinschätzung erlegen wie Columbus: Er dachte, er hätte eine Route nach China gefunden.
Laufen zum Leuchtturm
Der Leuchtturm von Bonavista liegt etwa 7 km vom Stadtzentrum entfernt. Architektonisch ähnelt er dem von Cape Spear, hier waren sie farblich aber noch etwas mutiger und haben ihm ein paar rote Längsstreifen verpasst. Wir entscheiden uns, mal wieder Laufen und Sightseeing miteinander zu verbinden. Wir parken am Old Days Pond und laufen raus aus der Stadt, entlang der Küste, immer dem Leuchtturm entgegen. Insgesamt ergibt das eine Strecke von 14 km ohne nennenswerte Steigung, dafür schaffen wir mal wieder ein halbwegs vernünftiges Tempo. Die Sonne knallt schon am Vormittag ordentlich vom Himmel. Unterwegs treffen wir noch auf die Statue von Giovanni „John“ Cabot – eine identische Statue findet man auch in St. John’s. Direkt neben dem Leuchtturm gibt es noch einen Puffin-Felsen. Die Ferngläser haben wir dieses Mal allerdings nicht dabei. Man kann auch mit dem Auto direkt bis zum Leuchtturm fahren. Wenn man aber etwas Zeit und Lust auf einen Spaziergang hat, sollte man unbedingt einen Teil der Strecke laufen.
Fisch, Wetter und Wandern
Wir wollen heute mal Fisch essen. Es gibt einen Händler in der Stadt, bei dem es frischen Kabeljau gibt – was auch sonst. Das Geschäft ist ungefähr 3 × 2 m groß und mit uns und einer weiteren Kundin schon ziemlich voll.
Zum Fisch gibt es noch frischen Dill aus dem Garten. Nach dem Laufen wird das Wetter deutlich schlechter. Wir fahren zum Dungeon und bewundern die Felsformation, wo sich das Meer ins Land gegraben hat. Das Gewitter sitzen wir dann mit tollem Blick über die Küste bei Kabeljau und Karotten aus.
Wenn die Wolken und das Meer vor der Steilküste verschwimmen, sieht alles noch viel beeindruckender aus als bei strahlendem Sonnenschein.
Ein weiteres Must-See in Bonavista ist noch Spillar Cove: eine Reihe von Gesteinstürmen, die den Gezeiten trotzen und stoisch aus dem Meer aufragen. Auch der Rest der umliegenden Steilküste ist fantastisch.
Wir machen eine kleine Wanderung und werden das zweite Mal an diesem Tag geduscht – diesmal allerdings ohne Shampoo und in Regenklamotten.